„Wir haben in Deutschland ein tolles Bildungssystem und wir können es besser machen!“, sagt Professor Dr. Dr. h.c. Jörg Winterberg. Als Rektor der Hochschule Heidelberg führte er das sogenannte Core Prinzip ein, welches aktives und eigenverantwortliches Lernen in den Vordergrund stellt. Christian Wewezow sprach mit ihm über die Bedeutung von Bildung und Ausbildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Professor Dr. Dr. h.c. Jörg Winterberg: Das großartige ist unter anderem der breite Zugang zu entgeltloser Bildung, den wir in Deutschland haben. Das wird oft vergessen. Außerdem der starke Praxisbezug, der auch durch Kooperationen von Hochschulen mit den Unternehmen entsteht. Hier haben die Fachhochschulen seit den 70er Jahren einen großen Beitrag geleistet. Was wir falsch machen, ist, dass wir die Probleme von heute mit den Methoden von gestern und dem Wissen von vorgestern lösen wollen. […]
Das Lernen hat sich heute sehr verändert. Ketzerisch gesagt, brauchen wir kein Wissen mehr, sondern vor allem die Kompetenz das vorhandene Wissen zu filtern und die Methoden, uns Fähigkeiten anzueignen. Die Methoden Kompetenz und Methodenvielfalt steht im Vordergrund. Ein wichtiges Prinzip für unsere Hochschulen ist es rückwärts vom Ziel her zu denken. Was braucht jemand beispielsweise für Kompetenzen, wenn er Architekt werden möchte. Dazu haben wir dann Module entwickelt, in denen es ganz konkret darum geht, zum Beispiel ein Bürogebäude zu bauen. Es werden alle Kompetenzen vermittelt, die die Studenten hierfür brauchen. Von der Statik bis zur kommunikativen Kompetenz, sich im Team zu verständigen. Am Ende gibt es dann eine Abschlussprüfung zum ganzen Thema. Mit diesem modularen System sind die skandinavischen Länder und Beneluxländer schon sehr weit.
Das Interview ist im PT-Magazin erschienen: Wir haben in Deutschland ein tolles Bildungssystem und wir können es besser machen!